"LEBENSRAUM GEWÄSSER - SEDIMENTDYNAMIK UND VERNETZUNG", EIN PROJEKT IM FORSCHUNGSPROGRAMM - Forschungsprogramm Wasserbau & Ökologie

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"LEBENSRAUM GEWÄSSER - SEDIMENTDYNAMIK UND VERNETZUNG", EIN PROJEKT IM FORSCHUNGSPROGRAMM - Forschungsprogramm Wasserbau & Ökologie
„LEBENSRAUM GEWÄSSER – SEDIMENTDYNAMIK UND
VERNETZUNG“, EIN PROJEKT IM FORSCHUNGSPROGRAMM
SABINE FINK, ANNA BELSER,                   Wasserführung) in mittelgrossen Fliess-          und Gemeinden erhielten den politischen
CARMELO JUEZ, CHRISTOPH                     gewässern, sowie Gewässerraum als Le-            Auftrag, Fliessgewässer zu revitalisieren.
SCHEIDEGGER, CHRISTINE WEBER,               bensraum, wobei die Gestaltung, Nutzung          Die Revitalisierung von ca. 4‘000 km
DAVID VETSCH                                und der Unterhalt des Gewässerraums              Fliessgewässer soll bis 2090 erreicht
                                            untersucht werden.                               sein. Das Forschungsprogramm «Was-
Zusammenfassung                                                                              serbau und Ökologie» des Bundesamt für
Das Bundesamt für Umwelt hat gemein-        Ausgangslage                                     Umwelt sowie der Forschungsinstitute
sam mit vier Instituten des ETH-Bereichs    Seit der Einführung von Art. 4 Wasser-           des ETH-Bereichs (Eawag, LCH der EPFL,
vor 15 Jahren das interdisziplinäre For-    baugesetz und Art. 37 Gewässerschutz-            VAW der ETH Zürich und WSL) hat zum
schungsprogramm «Wasserbau und Öko-         gesetz im Jahr 1991 besteht die gesetzli-        Ziel, wissenschaftliche Grundlagen zur
logie» lanciert. Durch praxisorientierte    che Pflicht, bei Eingriffen in das Gewäs-        Beantwortung aktueller Praxisfragen zu
Forschung von Flussbauingenieurinnen        ser dessen natürlicher Verlauf möglichst         erarbeiten.
und –ingenieuren, sowie Ökologinnen und     beizubehalten oder wiederherzustellen.
Ökologen    werden      wissenschaftliche   Gewässer und Gewässerraum müssen so              Eine naturnahe Abfluss- und Sediment-
Grundlagen zu aktuellen Fragen des          gestaltet werden, dass sie einer vielfälti-      dynamik bildet eine wichtige Vorausset-
Gewässer- und Hochwasserschutzes er-        gen Tier-, Pilz- und Pflanzenwelt als Le-        zung für ökologisch funktionierende
arbeitet. Die Erkenntnisse werden in        bensraum dienen können; die Wechsel-             Fliessgewässer. Die vergangene Projekt-
Merkblatt-Sammlungen für ein interdiszi-    wirkungen zwischen ober- und unterirdi-          phase «Geschiebe- und Habitatdynamik»
plinäres Publikum zusammengefasst,          schen Gewässern weitgehend erhalten              (2013-2017) untersuchte den menschli-
letztmals 2017 in der Publikation «Ge-      bleiben und eine standortgerechte Ufer-          chen Einfluss auf die Sedimentdynamik in
schiebe- und Habitatsdynamik». Die          vegetation gedeihen kann. Diese Pflicht          Fliessgewässern. Im Fokus standen ne-
aktuelle Projektphase «Lebensraum           wurde mit der Volksinitiative «Lebendiges        ben Analysen zu Ursachen und ökologi-
Gewässer – Sedimentdynamik und Vernet-      Wasser» (2010) und der Anpassung der             schen Auswirkungen auch Massnahmen,
zung» behandelt zwei zentrale For-          neuen Gewässerschutzverordnung im                welche die Geschiebedynamik reaktivie-
schungsthemen: Feststofftransport (und      Jahr 2011 bestärkt und Bund, Kantone             ren können. Ein weiterer Schwerpunkt

«MILIEUX AQUATIQUES - DYNAMIQUE SÉDIMENTAIRE ET
CONNECTIVITÉ», UN PROJET DU PROGRAMME DE
RECHERCHE «AMÉNAGEMENT ET ÉCOLOGIE DES COURS
D’EAU»
SABINE FINK, ANNA BELSER,                   «Milieux aquatiques - dynamique                  végétation adaptée à la station puisse
CARMELO JUEZ, CHRISTOPH                     sédimentaire et connectivité» s’articule         croître sur les rives. Ces obligations ont
SCHEIDEGGER, CHRISTINE WEBER,               autour de deux axes: le transport solide         été renforcées par l’initiative populaire
DAVID VETSCH                                (et le débit) dans les cours d’eau moyens,       «eaux vivantes» lancée en 2010, qui a
                                            et l’espace réservé aux eaux en tant             conduit à l’adaptation de l’ordonnance sur
Il y a quinze ans, en collaboration avec    qu’habitat, où sont étudiés l’aménage-           la protection des eaux en 2011. Ainsi un
quatre instituts du Domaine des EPF,        ment, l’utilisation et la préservation de        mandat politique a été donné à la Confé-
l’Office fédéral de l’environnement avait   l’espace réservé aux eaux.                       dération, aux cantons et aux communes
lancé le programme de recherche inter-                                                       de revitaliser les cours d’eau.
disciplinaire «Aménagement et écolo-        Situation de départ
gie des cours d’eau». Les recherches        Depuis l’introduction de l’art. 4 de la loi      L’objectif de revitalisation de quelque
sur le terrain menées par des ingé-         sur l’aménagement des cours d’eau et de          4000 km de cours d’eau se place à l’hori-
nieurs en hydraulique fluviale et des       l’art. 37 de la loi sur la protection des eaux   zon 2090. Le programme de recherche
écologues ont permis de poser des ba-       en 1991, la législation exige que lors d’in-     «Aménagement et écologie des cours
ses scientifiques pour répondre aux         terventions dans les eaux, le tracé naturel      d’eau» de l’Office fédéral de l’environne-
questions d’actualité sur la protection     soit autant que possible respecté ou, à          ment (OFEV), en partenariat avec des ins-
des cours d’eau et sur la protection con-   défaut, reconstitué. Les eaux et l’espace        tituts de recherche du Domaine des EPF
tre les crues. Les résultats sont réunis    réservé aux eaux doivent être aménagés           (l’Eawag, le Laboratoire de constructions
dans un recueil de fiches et s’adressent    de façon à ce qu’ils puissent accueillir         hydrauliques LCH-EPFL, le Laboratoire
à un public interdisciplinaire. La der-     une faune et une flore diversifiées et que       de recherches hydrauliques, hydrolo-
nière série intitulée «Dynamique du         les interactions entre eaux superficielles       giques et glaciologiques VAW-EPFZ
charriage et des habitats» a été publiée    et eaux souterraines soient maintenues           et le WSL), a pour but de fournir des
en 2017. La phase actuelle du projet        autant que possible. Enfin, il faut qu’une       bases scientifiques pour répondre aux

                                                                                                        Forschung / Recherche 27
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bildeten Untersuchungen zu Revitalisie-        Projektbeschreibung laufendes Pro-
                                                     rung von Auenlandschaften. Die wich-           gramm 2017 - 2021
                                                     tigsten praxisrelevanten Resultate aus         In nahtloser Fortsetzung wurde im Rah-
                                                     dem Projekt wurden Ende letzten Jahres         men des Forschungsprogrammes 2017
                                                     als Merkblattsammlung vom Bundesamt            eine weitere fünfjährige Projektphase mit
                                                     für Umwelt herausgegeben1. Die sieben          Schwerpunkt «Lebensraum Gewässer –
                                                     Merkblätter behandeln allgemeine The-          Sedimentdynamik und Vernetzung» ge-
                                                     men wie die Messung von Auswirkungen           startet3. Die zwei zentralen Forschungs-
                                                     der Sedimentdynamik auf ökologische            themen lauten «Feststofftransport (und
                                                     Prozesse und Lebewesen oder die Be-            Wasserführung)» sowie «Gewässerraum
Abb. 1: Schematische Darstellung von drei in der     deutung der Feinsedimentdynamik (Ab-           als Lebensraum». Alle Fragestellungen
Merkblattsammlung «Geschiebe- und Habitatdy-
                                                     bildung 1). Weiter werden auch spezifi-        werden in Bezug auf Ökologie und Sicher-
namik» behandelten Themen: A: Sedimentdyna-
mik und ihre Auswirkungen messen, B: Durch-          sche Fragestellungen wie die Verbesse-         heit, sowie unter Einbezug der Vernet-
gängige Geschiebesammler in Wildbächen.              rung der Geschiebekontinuität mittels          zung analysiert. Auch für diese Projekt-
C: Sedimentumleitstollen und künstliche Hoch-        Sedimentumleitstollen oder durchgängi-         phase sind wiederum Praxisprodukte
wasser.
                                                     gen Geschiebesammlern in Wildbächen            geplant.
                                                     diskutiert (Abbildung 1).
                                                                                                    Das Projekt umfasst 13 Teilprojekte, wel-
                                                     Die Merkblätter sind die Fortsetzung der       che jeweils von einer der vier Institutio-
                                                     Merkblatt-Sammlung «Wasserbau und              nen koordiniert werden. Es wird eine in-
                                                     Ökologie» von 20122. Sie wurden von For-       tensive Zusammenarbeit mit den ande-
                                                     scherinnen und Forschern gemeinsam             ren beteiligten Institutionen und beglei-
                                                     mit Praktikerinnen und Praktikern erar-        tenden Fachgruppen aus Verwaltung und
                                                     beitet und zeigen den aktuellen Stand der      Interessensverbänden gepflegt. Eine de-
                                                     Forschung mit Bezug zur Praxis auf. Wei-       taillierte Beschreibung der einzelnen
                                                     terführende wissenschaftliche Literatur        Teilprojekte wurde in Vetsch et al. 2018
                                                     zu den jeweiligen Merkblättern findet          publiziert4. Hier wird zusammenfassend
                                                     sich auf der Internetseite des Projektes3.     auf die wichtigsten Untersuchungen und

                                                     questions qui se posent actuellement sur       tion de la continuité du charriage au
                                                     le terrain.                                    moyen de galeries de déviation des
                                                     Une dynamique des débits et des sédi-          sédiments ou encore les dépotoirs à allu-
                                                     ments proche de l’état naturel est une         vions doseurs en contexte torrentiel
                                                     condition importante pour que les cours        (fig. 1).
                                                     d’eau puissent fonctionner de manière
                                                     écologique. La phase précédente du pro-        Ces fiches font suite au recueil de fiches
                                                     jet «Dynamique du charriage et de l’habi-      «Aménagement et écologie des cours
                                                     tat» (2013-2017) a examiné l’influence de      d’eau» de 20122. Elles ont été écrites par
                                                     l’homme sur la dynamique des sédiments         des chercheurs en collaboration avec des
                                                     dans les cours d’eau. Au-delà des ana-         spécialistes de terrain et dressent un état
                                                     lyses des causes et des effets écolo-          des lieux de la recherche en lien avec la
                                                     giques, l’étude s’est penchée sur les          pratique. Une littérature scientifique plus
Fig. 1: Représentation schématique de trois sujets
traités dans le recueil de fiches «Dynamique du      mesures capables de réactiver la dyna-         approfondie sur ces fiches peut être
charriage et des habitats». A: Mesurer la dyna-      mique du charriage et sur la revitalisation    consultée sur la page Internet du projet3.
mique des sédiments et ses effets; B: Dépotoirs à    des paysages alluviaux.
alluvions doseurs en contexte torrentiel; C: Gale-
                                                                                                    Description du projet dans le pro-
ries de déviation et crues artificielles.
                                                     Les principaux résultats pratiques issus       gramme en cours 2017 - 2021
                                                     du projet ont été publiés à la fin de l’an-    Dans un élan ininterrompu, une nouvelle
                                                     née passée sous forme de recueil de            phase du projet d’une durée de cinq ans a
                                                     fiches par l’OFEV1. Les sept fiches traitent   été lancée dans le cadre du programme
                                                     de sujets généraux, tels que mesurer la        de recherche 2017 avec comme sujet
                                                     dynamique des sédiments et ses effets          principal «Milieux aquatiques – dyna-
                                                     sur les processus écologiques et sur les       mique sédimentaire et connectivité»3.
                                                     organismes vivants, ou l’importance de la      Les recherches s’articulent autour de
                                                     dynamique des sédiments fins (fig. 1).         deux axes principaux: «Transport solide
                                                     D’autres questions plus spécifiques sont       (et débit)» et «Espace réservé aux eaux
                                                     également abordées, comme l’améliora-          comme habitat». Tous les aspects sont

28 Forschung / Recherche
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Ziele betreffend der zwei zentralen For-             Massnahmen, wenn der Sedimenttrans-                  Teilprojekten erforscht:
schungsthemen eingegangen.                           port unterbrochen ist.                               - Wie kann die eigendynamische Ent-
                                                                                                              stehung von Flussaufweitungen bein-
Schwerpunkt 1: Feststofftransporte                   Die interdisziplinären Teilprojekte unter-               flusst werden, um die Bildung von
(und Wasserführung) – Bedeutung hin-                 suchen die Wirkung von spezifischen                      Refugien zu fördern?
sichtlich Sicherheit und Ökologie, vor               baulichen Massnahmen in und entlang                  - Welchen Effekt haben seitliche Ent-
allem in mittelgrossen Gewässern.                    von Fliessgewässern sowie der Bewirt-                    lastungen auf den lokalen Geschiebe-
Die Wiederherstellung einer naturnahen               schaftung durch künstlichen Sediment-                    transport, resp. auf die Sohlenverän-
Sediment- und Abflussdynamik ist ein                 zugaben, um den Feststofftransport in                    derung?
Ziel der revidierten Gewässerschutzge-               Flüssen zu optimieren. Die Mobilisierung,            - Wie werden Feinsedimente in Abhän-
setzgebung. In der Schweiz ist die Sedi-             der Transport und die Ablagerung von Se-                 gigkeit der Uferrauheit (Makrostruk-
mentdynamik durch Stauanlagen, Ver-                  dimenten unterschiedlichster Korngrö-                    turen) und des Bewuchses der Vor-
bauungen und Begradigung stark verän-                ssen fördern die Dynamik in natürlichen                  länder zurückgehalten (Abbildung 2)?
dert, sodass die grossen Mittellandflüsse            Fliessgewässern. Viele der Prozesse sind             - Wie kann ein durchlässiger Geschie-
ohne Massnahmen kaum noch Geschiebe                  äusserst komplex und mögliche Auswir-                    besammler für verschiedene Hoch-
führen. Künstliche Geschiebeschüttun-                kungen zeigen sich zeitlich verzögert.                   wasserganglinien und Geschiebe-
gen unterhalb von Stauanlagen oder Um-                                                                        rückhalteräume optimiert werden?
leitungen von Geschiebe im Staubereich               Folgende Fragen zur Sedimentdynamik in
mittels Umleitstollen sind mögliche                  Fliessgewässern werden bspw. in den

Abb. 2: Zu untersuchender Standort Flaz (GR, links) und entsprechendes physikalisches Modell (rechts) zur Analyse von Feinsedimenttransport. Das seit
2006 neu geschaffene Teilstück des Flaz bei Samedan (GR) eignet sich als Vorlage für Modellversuche. Das Experiment zur Untersuchung von Feinsediment-
transport wird in einem verkleinerten, künstlichen Flusskanal an der LCH EPFL durchgeführt (Foto links: Simon Schärer, Foto rechts: Carmelo Juez).

Fig. 2: Le site de la Flaz (GR) à analyser (gauche) et le modèle physique correspondant (droite) pour l’analyse du transport des sédiments fins. Le tronçon
nouvellement aménagé de la Flaz à Samedan en 2006 sert de modèle pour les projets pilotes. L’expérience destinée à analyser le transport de sédiments
fins est menée dans un canal d’écoulement artificiel et réduit au LCH-EPFL (photo de gauche Simon Schärer; photo de droite: Carmelo Juez).

analysés sous l’angle de l’écologie, de la           Axe 1: Transport solide (et débit) – Im-             jets partiels interdisciplinaires étudient
sécurité et de la connectivité. Des pro-             portance en termes de sécurité et d’éco-             l’impact d’aménagements spécifiques
duits destinés à la pratique sont égale-             logie, surtout dans les cours d’eau de               dans et le long de cours d’eau, et se
ment prévus pour cette phase de projet.              taille moyenne.                                      penchent sur l’apport artificiel de sédi-
Le projet comporte treize projets partiels           La réhabilitation d’une dynamique des                ments dans le but d’optimiser le trans-
qui sont chacun coordonné par l’un des               sédiments et des écoulements proche de               port solide dans les cours d’eau. La mobi-
quatre instituts. La collaboration avec les          l’état naturel est un objectif inscrit dans la       lisation, le transport et le dépôt de sédi-
autres instituts impliqués et avec les               loi révisée sur la protection des eaux. En           ments à la granulométrie variée favorise
groupes d’experts issus de l’administra-             Suisse la dynamique des sédiments est                la dynamique des cours d’eau naturels.
tion, ainsi qu’avec les groupes d’intérêts           fortement entravée par des barrages,                 La plupart des processus sont d’une
qui accompagnent le projet est intense.              endiguements et rectifications, à tel point          grande complexité et les effets attendus
Une description détaillée des treize pro-            que plusieurs grands cours d’eau du Pla-             se manifestent avec un décalage dans le
jets partiels a été publiée dans Vetsch et           teau ne charrient plus de sédiments. Re-             temps.
al. 20184. On y trouve un résumé des prin-           charges sédimentaires artificielles en
cipales investigations et des objectifs clés         aval des barrages ou transferts de sédi-             Les projets partiels traitent par exemple
concernant les deux axes centraux de la              ments dans une zone de retenue au                    des questions suivantes relatives à la dy-
recherche.                                           moyen de galeries de déviation sont des              namique des sédiments dans les cours
                                                     contre-mesures possibles lorsque le                  d’eau:
                                                     charriage solide est interrompu. Les pro-

                                                                                                                        Forschung / Recherche 29
"LEBENSRAUM GEWÄSSER - SEDIMENTDYNAMIK UND VERNETZUNG", EIN PROJEKT IM FORSCHUNGSPROGRAMM - Forschungsprogramm Wasserbau & Ökologie
Die Fragen zur Sedimentdynamik werden                   Schwerpunkt 2: Gewässerraum als                      systemleistungen) zentrale Aspekte, die
durch numerische und physikalische Mo-                  Lebensraum – Gestaltung, Nutzung und                 bei der Gestaltung des Gewässerraums
dellversuche unter Leitung der Wasser-                  Unterhalt des Gewässerraums hisicht-                 berücksichtigt werden müssen.
bau-Institute LCH der EPFL und VAW der                  lich Sicherheit und Ökologie.
ETH Zürich durchgeführt (Abbildung 2).                  Die Gewässerschutzgesetzgebung ver-                  Bei beschränktem Raum gewinnt die Ver-
Es fliessen Informationen zur Ökologie                  langt die Ausscheidung des Gewässer-                 netzung an Bedeutung: Eine gute biologi-
mit ein, bspw. bei der Untersuchung zum                 raum entlang des gesamten Gewässer-                  sche Vernetzung führt zu einer stärkeren
Einfluss der Vegetation auf den Feinsedi-               netzes. Auentypische Lebensräume und                 Zunahme der Biodiversität, auch bei klei-
mentrückhalt oder bei der Abschätzung                   die Vielfalt an aquatischen, amphibischen            ner Fläche. Zudem ist die Resilienz von
des Revitalisierungspotentials.                         und terrestrischen Lebensgemeinschaf-                Auenlebensräumen bei guter Vernetzung
                                                        ten sollen gefördert werden. Neben Öko-              grösser, auch nach ausgeprägten Hoch-
                                                        logie sind jedoch auch gesellschaftliche             wasserereignissen mit Geschiebeumla-
                                                        und wirtschaftliche Interessen (bspw.                gerungen. Interdisziplinäre Ansätze von
                                                        Energieproduktion, Naherholung, Öko-                 Wissenschaft und Praxis sind nötig, um

Abb. 3: Viele Insekten verbringen ihr Larvenstadi-
um im Wasser. So bauen sich Larven der Köcher-
fliegenart (Allogamus auricollis) ihre Köcher aus
Sedimentpartikeln. Die schlüpfenden Insekten            Abb. 4: Die Deutsche Tamariske (Myricaria germanica) hat Kiesbänke entlang des revitalisierten Ab-
stellen eine wichtige Futterquelle für viele Lebe-      schnitts der Flaz bei Samedan (GR, vgl. Abbildung 2) neu besiedelt. Genetische Analysen und Modellie-
wesen an Land dar, wie Spinnen, Eidechsen, Fle-         rungen ermöglichen, die Besiedlung genauer zu untersuchen und mögliche Quellpopulationen zu er-
dermäuse oder Vögel (Foto: Roland Riederer).            mitteln (Foto: Sabine Fink).

Fig. 3: De nombreux insectes passent leur stade         Fig. 4: Le tamaris d’Allemagne (Myricaria germanica) a repris possession des bancs de graviers le long
larvaire dans l’eau. Ainsi les larves de trichoptères   du tronçon revitalisé de la Flaz près de Samedan (cf. fig. 2). Des analyses génétiques et des modélisa-
du genre (Allogamus auricollis) fabriquent leur         tions permettent d’examiner la colonisation plus en détails et de déterminer les populations d’origine
fourreau à partir de particules sédimentaires.          présumées (photo : Sabine Fink).
Les insectes éclos sont une source de nourriture
importante pour de nombreux organismes
terrestres, tels les araignées, lézards, chauves-
souris ou oiseaux (photo : Roland Riederer).

-   Comment influencer la création                          alluvions doseur qui fonctionnerait              Axe 2: Espace réservé aux eaux – Amé-
    d’élargissements des cours d’eau is-                    pour différents hydrogrammes de                  nagement, utilisation et entretien opti-
    sus d’une dynamique intrinsèque, afin                   crues et différents bassins de                   maux en termes de sécurité et d’écolo-
    de favoriser la création de refuges?                    rétention?                                       gie.
-   Quel effet ont les décharges latérales                                                                   La loi sur la protection des eaux impose
    sur le transport local des sédiments,               Les questions sur la dynamique des sédi-             la délimitation d’un espace minimal pour
    et en particulier sur la morphologie                ments font l’objet de projets pilotes nu-            les eaux le long des lacs, des rivières et
    du lit?                                             mériques et physiques menés par le                   des ruisseaux, notamment pour favoriser
-   Comment la rétention des sédiments                  LCH-EPFL et par le VAW-EPFZ (fig. 2), à              les habitats typiques du milieu alluvial
    fins est-elle influencée par la rugosité            l’aide d’informations sur l’écologie,                ainsi que la diversité des communautés
    de la berge (macrostructures) et la                 comme lors de l’analyse de l’influence de            d’organismes aquatiques, amphibiens et
    couverture végétale de la rive majeure              la végétation sur la rétention des sédi-             terrestres. Hormis l’écologie, les intérêts
    (fig. 2)?                                           ments fins ou dans l’estimation du poten-            sociaux-économiques (tels que produc-
-   Comment mieux gérer un dépotoir à                   tiel de revitalisation.                              tion d’énergie, détente de proximité, ser-

30 Forschung / Recherche
"LEBENSRAUM GEWÄSSER - SEDIMENTDYNAMIK UND VERNETZUNG", EIN PROJEKT IM FORSCHUNGSPROGRAMM - Forschungsprogramm Wasserbau & Ökologie
die komplexen Zusammenhänge zu ver-                  -   Wie wirkt sich die Korngrössenzu-                restrische Lebensräume sowie von
stehen und für Revitalisierungsprojekte                  sammensetzung auf Fortpflanzung                  Flussbauingenieurinnen und –ingenieu-
umzusetzen.                                              und Lebensgeschichte von Fischen                 ren der VAW der ETH Zürich durchge-
                                                         aus?                                             führt. Neben Feldstudien werden Labor-
Diese Aspekte werden in den Teilprojek-              -   Wie werden revitalisierte Gewässer-              experimente, genetische Analysen und
ten untersucht und dabei sind bspw. fol-                 abschnitte von Zielarten neu besie-              Modellierungen genutzt, um die longitu-
gende Fragen zentral:                                    delt (Abbildung 4)?                              dinale und laterale Vernetzung von Ziel-
- Wie beeinflusst die Geschiebedyna-                 -   Wie wirken sich unterschiedlichen                arten und deren Populationen sowie die
   mik die Stoff- und Energieflüsse zwi-                 Störungsintensitäten (Dynamik) auf               optimale Gewässerraumnutzung zu un-
   schen aquatischen Habitaten und                       die Hartholzauenwaldentwicklung                  tersuchen.
   dem umgebenden Auengebiet (Abbil-                     aus und welchen Raumbedarf haben
   dung 3)?                                              Zielarten in Auen (Abbildung 5)?                 Praxisprodukte
- Wie ist die ökologische Bedeutung                                                                       Im Rahmen des Projektes sind nebst den
   und Verfügbarkeit von Refugien und                Die Teilprojekte zu interdisziplinären Un-           wissenschaftlichen Originalpublikationen
   wie können die Erkenntnisse fürs                  tersuchungen des Gewässerraumes wer-                 wiederum Merkblätter geplant. Diese
   Fliessgewässermanagement genutzt                  den von Ökologinnen und Ökologen mit                 werden die Erkenntnisse interdisziplinär
   werden?                                           Spezialisierung auf aquatische und ter-              und praxisorientiert zusammenfassen.

Abb. 5: Die Zinnoberrote Fleckflechte (Arthonia cinnabarina) ist auf junge Eschen in Hartholzauenwäl-
dern angewiesen. Stellvertretend für den ganzen Lebensraum wird diese Zielart untersucht um Infor-
mationen zur Vernetzung von Hartholzauenwäldern entlang von Fliessgewässern zu gewinnen
(Foto: Christoph Scheidegger).

Fig. 5: Le lichen du genre Arthonia cinnabarina est présent sur les jeunes frênes dans les forêts allu-
viales de bois dur. Emblématique pour tout l’habitat, cette espèce cible est examinée afin de récolter
des informations sur l’interconnexion des forêts alluviales de bois dur le long des cours d’eau
(photo : Christoph Scheidegger).

vices écosystémiques) sont aussi des                 complexes et pour mettre en œuvre des                -   Comment les tronçons fluviaux revita-
aspects centraux dont il faut tenir compte           projets de revitalisation.                               lisés sont-ils recolonisés par les es-
lors de l’aménagement de l’espace réser-                                                                      pèces cibles (fig. 4)?
vé aux eaux.                                         Ces aspects sont examinés dans le cadre              -   Comment s’exercent les différentes
                                                     des projets partiels et ils soulèvent par                intensités de perturbation (dyna-
Dans un espace restreint, l’intercon-                exemple les questions suivantes:                         mique) sur l’évolution de la forêt allu-
nexion prend toute son importance: une               - Comment la dynamique du charriage                      viale de bois dur et de combien d’es-
bonne interconnexion biologique est sy-                 influence-t-elle les flux de matériaux                pace les espèces cibles ont-elles be-
nonyme de biodiversité florissante, même                et d’énergie entre les habitats aqua-                 soin dans les zones alluviales (fig. 5)?
sur une petite surface. De plus, en pré-                tiques et la zone alluviale environ-
sence d’une bonne interconnexion, la ré-                nante (fig. 3)?                                   Les projets partiels portant sur des ana-
silience des milieux alluviaux est plus              - Quelle est l’importance écologique et              lyses interdisciplinaires de l’espace ré-
forte, même après de fortes crues entraî-               la disponibilité des refuges et com-              servé aux eaux sont menés par des éco-
nant des transports de sédiments. Des                   ment utiliser ces connaissances pour              logues spécialisés dans les milieux aqua-
approches     interdisciplinaires    entre              la gestion des cours d’eau?                       tiques et terrestres, ainsi que par des
science et pratique sont indispensables              - Quel impact exerce la granularité sur              ingénieures et ingénieurs en hydraulique
pour comprendre les interactions                        la reproduction et sur le devenir des             fluviale du VAW-EPFZ. À côté des
                                                        poissons?                                         études de terrain, des expériences de

                                                                                                                    Forschung
                                                                                                                      Forschung / Recherche 31
                                                                                                                              / Recherche
"LEBENSRAUM GEWÄSSER - SEDIMENTDYNAMIK UND VERNETZUNG", EIN PROJEKT IM FORSCHUNGSPROGRAMM - Forschungsprogramm Wasserbau & Ökologie
Kontakt:                                        Christine Weber,                                 Referenzen:
Sabine Fink,                                    Eawag: Das Wasserforschungs-Institut des         1.   Bundesamt für Umwelt BAFU, 2017: Ge
Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald,      ETH-Bereichs                                          schiebe- und Habitatsdynamik. Merkblatt-
Schnee und Landschaft WSL                       Tel. 058 765 22 14,                                   Sammlung Wasserbau und Ökologie. Bern
Tel. 044 739 28 36,                             christine.weber@eawag.ch                              (www.bafu.admin.ch/uw-1708-d)
sabine.fink@wsl.ch                                                                               2.   Bundesamt für Umwelt BAFU, 2012: Merk
                                                David Vetsch,                                         blatt-Sammlung Wasserbau und Ökologie.
Anna Belser,                                    Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und         Erkenntnisse aus dem Projekt Integrales
Bundesamt für Umwelt BAFU                       Glaziologie (VAW. VAW)                                Flussgebietsmanagement. Bern (www.bafu.
Tel. 058 464 60 12,                             Tel. 044 632 40 91,                                   admin.ch/uw-1211-d)
Email anna.belser@bafu.admin.ch                 vetsch@vaw.baug.ethz.ch                          3.   www.rivermanagment.ch
                                                                                                 4.   Vetsch, D.; Allen, J.; Belser, A.; Boes, R.;
Carmelo Juez,                                                                                         Brodersen, J.; Fink, S.; Franca, M.J.; Juez,
Laboratoire de Constructions Hydrauliques CH-                                                         C.; Nadyeina, O.; Robinson, C.T.;
EPFL                                                                                                  Scheidegger, C.; Schleiss, A.; Siviglia, A.;
Tel. 021 693 23 66,                                                                                   Weber, C.; Weitbrecht, V., 2018:
carmelo.juez@epfl.ch                                                                                  Lebensraum Gewässer – Sedimentdynamik
                                                                                                      und Vernetzung. Forschungsprogramm
Christoph Scheidegger,                                                                                «Wasserbau und Ökologie». Wasser,
Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald,                                                            Energie, Luft, 110, 1: 19-24.
Schnee und Landschaft WSL
Tel. 044 739 24 39,
christoph.scheidegger@wsl.ch

laboratoire, des analyses génétiques et         Carmelo Juez,                                    Bibliographie:
des modélisations sont effectuées pour          Laboratoire de Constructions Hydrauliques LCH-   1.   Office fédéral de l’environnement OFEV,
étudier au plus près l’interconnexion lon-      EPFL                                                  2017: Dynamique des charriages et des
gitudinale et latérale des espèces cibles       tél. 021 693 23 66,                                   habitats. Recueil de fiches sur l’aménage
et de leurs populations, et ceci afin d’uti-    armelo.juez@epfl.ch                                   ment et l’écologie des cours d’eau. Berne
liser le plus intelligemment possible l’es-                                                           (www.bafu.admin.ch/uw-1708-f)
pace réservée aux eaux.                         Christoph Scheidegger,                           2.   Office fédéral de l’environnement OFEV,
                                                Institut fédéral de recherches sur la forêt,          2012: Recueil de fiches sur l’aménagement
Produits pour la pratique                       la neige et le paysage WSL                            et l’écologie des cours d’eau. Résultat du
Dans le cadre du projet, des fiches vien-       tél. 044 739 24 39,                                   projet de «Gestion intégrale des zones
dront à nouveau s’ajouter aux publica-          christoph.scheidegger@wsl.ch                          fluviales». Berne (www.bafu.admin.ch/uw-
tions scientifiques. Ces fiches résume-                                                               1211-f)
ront les connaissances dans une ap-             Christine Weber,                                 3.   www.rivermanagment.ch
proche interdisciplinaire orientée sur la       Eawag: Institut Fédéral Suisse des Sciences et   4.   Vetsch, D.; Allen, J.; Belser, A.; Boes, R.;
pratique.                                       Technologies de l’eau                                 Brodersen, J.; Fink, S.; Franca, M.J.; Juez,
                                                6047 Kastanienbaum,                                   C.; Nadyeina, O.; Robinson, C.T.;
Interlocuteurs:                                 tél. 058 765 22 14,                                   Scheidegger, C.; Schleiss, A.; Siviglia, A.;
Sabine Fink,                                    christine.weber@eawag.ch                              Weber, C.; Weitbrecht, V., 2018:
Institut fédéral de recherches sur la forêt,                                                          Lebensraum Gewässer –
la neige et le paysage WSL,                     David Vetsch,                                         Sedimentdynamik und Vernetzung.
tél. 044 739 28 36,                             Laboratoire de recherches hydrauliques,               Forschungsprogramm «Wasserbau und
sabine.fink@wsl.ch                              hydrologiques et glaciologiques VAW-EPFZ              Ökologie». Eau énergie air, 110, 1: 19-24.
                                                tél. 044 632 40 91,
Anna Belser,                                    vetsch@vaw.baug.ethz.ch
Office fédéral de l’environnement OFEV
tél. 058 464 60 12,
anna.belser@bafu.admin.ch

32     Forschung / Recherche
"LEBENSRAUM GEWÄSSER - SEDIMENTDYNAMIK UND VERNETZUNG", EIN PROJEKT IM FORSCHUNGSPROGRAMM - Forschungsprogramm Wasserbau & Ökologie
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